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Das Neuanfang-Ritual für eine stabile Paarbeziehung

Von Martin Bucher

 

 

Elterm im Gespräch

 

 

Wer kennt sie nicht, die Geschichten von den eigentlich belanglosen Unterschieden zwischen den Lebenspartnern, die sich zu einem großer Streit aufschaukeln können? Ob es die die "falsch eingeräumte Spülmaschine", die gequetschte statt gerollte Zahnpastatube oder der andere Erziehungsstil ist.

 

Natürlich ist nicht die Zahnpastatube der Auslöser des Streits. Vielmehr steht sie stellvertretend für die vielen unausgesprochenen Dinge, die uns ein "klein wenig" im Alltag des Paarlebens nerven. Aber die wir nicht ansprechen, weil wir sie nicht für wichtig halten. Wir wollen schließlich aus der Mücke kein Elefant machen. Aber dann kommt er doch - der Elefant.

 

Weil das so häufig passiert stelle ich hier das Ritual des Neuanfangs vor als Möglichkeit, unausgesprochenes in einem wohltuenden Rahmen anzusprechen. Die Zeitinvestition in eine dadurch gesündere Paarbeziehung ist minimal: etwa eine halben Stunde einmal pro Monat oder, je nach Gusto, einmal alle 14 Tage.

 

Sucht euch dafür eine ungestörte Zeit aus und tragt am besten auch gleich eine Terminserie für eure Neuanfänge in den Kalender ein. 

 

 

Der Rahmen

 

Für dieses Ritual setzt euch gegenüber, mit einer Kerze zwischen euch. Diese soll den besonderen und heilsamen Charakter des Neuanfangs symbolisieren. Wer eine Klangschale hat, kann sie nun anschlagen und ihr lauscht gemeinsam, bis der Ton verklungen ist.

 

Nun beginnt einer von euch zu sprechen, der andere hört aufmerksam und schweigend zu.

 

Versucht als Zuhörende während des Rituals jegliche Art von direkten Rückmeldungen zu unterlassen. Also keine Widerrede, kein wildes Kopfschütteln, kein Augenrollen. Haltet den Augenkontakt und hört einfach nur zu. Diese für viele ungewohnte Art des schweigenden Zuhörens ist ein zentrales Element des Rituals.

 

Der Sprechende strukturiert das, was er sagt, in vier festgelegten Phasen. Wenn er damit fertig ist, sagt er "fertig". Nun wechselt die Rollen und der andere beginnt in der Reihenfolge der vier Phasen zu sprechen.

 

 

  

Die vier Phasen des Neuanfangs

 

Dankbarkeit und Wertschätzung aussprechen

 

Teilt eurem Partner oder Partnerin eure Wertschätzung mit, indem ihr von konkreten Handlungen, Worten oder Eigenschaften von eurem Gegenüber erzählt, die ihr als positiv erlebt habt, seien sie auch noch so klein.

 

Beispielsweise "Das du mir gestern zugehört hast, als ich dir von meinen Sorgen erzählt habe, hat mir sehr gut getan!",oder  "Dass du  mich an den Termin erinnert hast, hat mich gefreut. Ich habe mich da von dir unterstützt gefühlt".

 

Dadurch merkt euer Partner oder Partnerin, wie sehr sie/er euer Leben bereichert.

 

 

Dein Bedauern ausdrücken

 

Manchmal bist du der Meinung, dass du etwas getan oder gesagt hast, was für den anderen schwierig war. Dafür kannst du jetzt dein Bedauern ausdrücken.

 

"Gestern hattest du gesagt, dass du den Abend mit mir verbringen möchtest. Eigentlich wollte einfach für mich alleine sein, habe das aber nicht gesagt sondern mich trotzdem zu dir gesetzt. Aber ich war deshalb schlecht gelaunt. Das bedaure ich, weil dadurch unser Abend nicht wirklich schön war". Oder: "Zur Zeit bin ich sehr zurück gezogen. Ich merke, dass dich das bedrückt - das tut mir leid. Ich weiss gerade selbst nicht, was mit mir los ist".  

 

So etwas einfach zu sagen tut unheimlich gut und entlastet schlechte Gewissen.

 

 

Erzähle von Herausforderungen in der Partnerschaft

 

Jetzt ist der Zeitpunkt zu erzählen, was dich in der Partnerschaft gerade drückt und was für dich schwierig ist. Auch Worte oder Handlungen deines Partners, die dich belasten oder dich triggern, egal wie klein sie dir erscheinen möchten. Nur dadurch wird der sprichwörtlichen Mücken kein Elefant. Also - die Zahnpastatube, Spülmaschine oder anderer Umgang mit den Kindern, das alles hat hier Platz. 

 

Beschränke das auf drei Kritikpunkte, damit dein Partner diese wirklich annehmen kann. Es soll ja keine Anklage werden, sondern ein Austausch auf Augenhöhe.

 

 

Um Unterstützung bitten

 

Vielleicht hast du ein Thema, was dich gerade sehr beschäftigt. Beispielsweise gibt es Änderungen im Job, die dich verunsichern. Oder die Entwicklung in der Welt bedrücken dich. All das kannst du hier sagen und vielleicht auch mit einem Wunsch verbinden: "Ich weiss nicht, was die Einladung zum Mitarbeitergespräch bedeutet - da bin ich sehr verunsichert, was da auf mich zukommt. Ich weiss, dass ich deshalb zur Zeit leicht gereizt bin. Es würde mir helfen, wenn du mich dann einfach lassen könntest."

 

 

Probiert es aus!

 

Unsere Beziehungen sind eine der tragenden Säulen in unserem Leben. Jede hier investierte Minute lohnt sich. Probiert es doch einfach einmal aus! Nach dem Ritual könnt ihr euch noch gemütlich zusammen setzen und, wenn es für euch passt, sprecht darüber, was ihr gerade über eure Beziehung und den anderen gelernt habt.

 

 

 

 

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Bildnachweis: iStockphoto.com, dikushin

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