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Tipps für Familien im Corona-Ausnahmezustand

Von Martin Bucher

Die Meldungen über Maßnahmen gegen die Verbreitung des Corona-Virus prasseln in immer kürzere Zeitabständen aufgeregt von allen Seiten auf uns ein. 

 

Gleichzeitig werden die vom Staat beschlossenen Maßnahmen immer drastischer: Schulen und Kindergärten sind geschlossen, Tageseltern fallen aus, Seminare und Weiterbildungen sind abgesagt, Hallenbäder zu - jetzt kippen auch viele Pläne für die Osterferien. 

„Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Corona-Ausnahmezustand ist eine immense Herausforderung für alle Familien!“

Auf die Familien kommen in den nächsten Tagen und Wochen große Belastungen zu, Familie, Beruf und Corona-Ausnahmezustand zu vereinbaren. 

 

Viele Eltern fragen sich jetzt, wie ihre Sprösslinge fünf Wochen (und vielleicht noch mehr) beschäftigt werden sollen, wenn alle Angebote ausfallen? Besonders, wenn Vorschulkinder zu betreuen sind, die nicht alleine zuhause bleiben können. Erschwerend kommt dazu, dass manche Ärzte ein "Großelternverbot" empfehlen

Jetzt brauchen Kinder besonnene Eltern

Kinder brauchen jetzt besonnene Eltern, die sich mit ihrer verständlichen Wut, Verunsicherung und Angst gemeinsam als Elternpaar auseinander setzen - und diese Gefühle nicht ungefiltert an die Kinder weiter geben. 

 

Allerdings sollten Eltern kein Theater vor den Kindern spielen - Kinder merken sofort, wenn die Eltern nicht authentisch sind. Erklärt euren Kindern die Situation und wieso ihr gerade so reagiert, dann können sie euch spüren und verstehen. Und wenn ihr ihnen noch Mut macht, dass eure Familie gemeinsam diese Herausforderung meistern wird, umso besser.

Kinder in die Lösungssuche einbeziehen

Grundsätzlich hilft eine klar strukturierter Alltag den Kindern und uns Erwachsenen. Wichtig finde ich, dass die Kinder nicht vor dem Fernseher oder YouTube geparkt werden. 

 

Die Organisation der vielerlei teils gegensätzlichen Interessen im Familienalltag während des Ausnahmezustands ist eine Herausforderung. Das Gute dabei: wir Eltern müssen alleine organisieren - zu unserer großen Erleichterung haben wir gewiefte Unterstützer: Unsere Kinder! Wenn wir sie auf Augenhöhe in die Lösungssuche mit einbeziehen, nimmt uns das nicht nur Last ab - sondern es stärkt die Kinder und bringt damit eine neue Qualität in die Familie.

 

Dabei geben wir Eltern den groben Rahmen vor: Feste Essenszeiten, täglich Bewegung an frischer Luft, gemeinsame Zeit, Spielzeiten, Zeiten für Schulaufgaben, Ruhezeiten, Zeiten für Haushalt - eben alles, was euch als Eltern wirklich wichtig ist. Dazu dürfen die Kinder noch ihre eigenen Bedürfnisse einbringen.

 

Das alles wird für einen Tag zu viel. Zum Glück braucht ihr nicht jedes Bedürfnis an jedem Tag unterbringen. Es ist kein Zufall, dass die Woche sieben Tage hat - so könnt ihr jedem Tag einen anderen Schwerpunkt geben: Beispielsweise "Dienstag ist Einkaufen dran", "Mittwoch ist Spieltag".

„Für uns Eltern ist es fast unmöglich, den Familienalltag so zu organisieren, dass alle Bedürfnisse wirklich gut bedacht werden. Deshalb beziehen wir unsere Kinder mit ein.“

Besprecht die Struktur eures neuen Alltags gemeinsam mit euren Kindern. Schaut dann in den nächsten Tagen, ob die Umsetzung klappt - und bleibt im Dialog, wenn es nicht funktioniert. Möglicherweise wollt ihr das in Form eines Familienrats machen.

 

Wenn Ihr nicht meiner weiter wisst, wenn Ihr merkt, dass Ihr schnell gereizt reagiert und es eng wird: Holt Euch rechtzeitig Unterstützung! Nicht umsonst gibt es unsere Online-Familienberatung!

Wie machen wir es ganz konkret?

Im Internet gibt es viele sehr allgemein gehaltene Ratschläge, aber kaum konkrete Tipps. Deshalb will ich kurz beschreiben, wie wir es in unserer Patchwork-Familie machen mit den drei Kindern (2017, 2011, und 2006) - vielleicht könnt Ihr Euch davon ein paar Impulse holen.

 

Zunächst haben wir unseren Familienalltag durch relativ feste Essenszeiten strukturiert: einfaches Frühstück mit Müsli, warmes Mittagessen, eine kleine Zwischenmahlzeit am Nachmittag mit Obst oder Joghurt und eine kalte Brotzeit am Abend. 

 

Nach dem Mittagessen macht jeder für sich eine halbe Stunde Mittagsruhe. Das ist die Zeit, etwas nur für sich zu machen. Beispielsweise ein Buch lesen. Oder - wenn beide Eltern zuhause sind - die Paar-Batterie durch Kuscheln aufzuladen.

 

Die Kinder haben einen Bewegungsdrang und Bedürfnis nach frischer Luft. Wenn wir dem nicht gerecht werden, dann werden sie unausgeglichen und für uns unausstehbar. Der Zweijährige braucht viel freies Entdecken in der Natur, der Achtjährige viel Bewegung und Forschen. Die Vierzehnjährige chillt am liebsten oder trifft sich mit Freundinnen. Mit dem jüngsten gehen wir am Vormittag zum nahegelegenen Wald. Der große Bruder geht am Nachmittag zum Fussballspielen mit Papa auf den Dorfplatz, während die Mama den Kleinen betreut. Die Große organisiert sich meistens selbst. 

 

Zeit für Schulisches: Am Vormittag ist die Konzentration am größten - deshalb halte ich die Zeit nach dem Frühstück am geeignetsten für schulische Themen, mit denen sich die beiden Großen beschäftigen (sollten), während der Zweijährige am Wald seinem Entdeckerdrang nachgeht. Ich habe nicht vor, den "Schulaufseher" zu spielen, außer meiner Nachfrage, was sie für die Schule gemacht haben. Ob das funktioniert, wird sich noch zeigen müssen.

 

Viel Zeit für Gemeinsamkeit: Besonders bei schlechtem Wetter nutzen wir die Zeit am Nachmittag für Gemeinsamkeit. Dann treffen wir uns zum Malen, Basteln, Gesellschaftsspiele oder auch Dame- und Schach im Wohnzimmer. Zu meiner Freude nimmt die Große immer öfters auch Teil. 

 

Exklusiv-Zeiten: Für den Zweijährigen gibt es lange, für den Achtjährigen etwas kürzere Zeiten, in denen sie mich ganz exklusiv haben. Diese Zeiten füllen wir mit Lego, Lesen, Malen oder freiem Spielen.

 

Wohldosierte Mediennutzung: Den Fernseher haben wir vor vielen Jahren abgeschafft. Wenn die größeren Kinder etwas anschauen wollen, leihen sie sich den Laptop aus. Dabei haben wir die Zeiten für Mediennutzung limitiert, so schaltet sich das Laptop für den Achtjährige nach 30 Minuten aus. 

Den Haushalt versuchen wir "so nebenher" zu erledigen, wenn die Kinder sich mit sich selbst beschäftigen. Oder wir machen das am Nachmittag, wenn ein Elternteil auf den Jüngsten aufpasst. Hier jonglieren wir noch etwas.

 

Zu dem Alltag braucht es als Gegengewicht immer wieder Abwechslung: Längere Ausflüge in die Natur, eine Fahrrad-Tour, Freunde besuchen oder einladen. Wobei ihr dabei die sozialen Kontakte auf die wenigen besten Freunde beschränken sein solltet - weniger ist mehr. Aber ganz ohne wird es für die Kinder kaum aushaltbar.

Auf das Stimmungsbarometer achten!

Ob wir "es gut" machen zeigt unsere Stimmung am Abend. Wenn alle zufrieden sind, dann passt es. Wenn wir gereizt und unausgeglichen sind ist das ein deutliches Signal, dass wir nicht gut für uns gesorgt haben. 

 

Dann gehen zunächst wir Eltern miteinander ins Gespräch um heraus zu finden, welches Bedürfnis nicht gesehen wurde. Und wenn wir das nicht lösen können, muss das wieder in die große Runde mit den Kindern. Die Kinder selbst fragen wir am Abend, wie es ihnen in unserer Situation geht - und erfahren dort auch einmal neue Wünsche - wie das Treffen mit Freunden.

 

Ihr seht - es ist und bleibt dynamisch. 

Wie Familienleben auch schon vor Corona war.

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Autor: Martin Bucher.

Bildquelle: Shutterstock.com, Lizenzfreie Stockfoto-Nummer: 769354324

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